Wie wählt man nachhaltige Baustoffe aus?

Die Wahl nachhaltiger Baustoffe ist entscheidend für umweltbewusstes Bauen und trägt maßgeblich dazu bei, Ressourcen zu schonen und den ökologischen Fußabdruck von Gebäuden zu reduzieren. Nachhaltige Baumaterialien bieten nicht nur Vorteile für die Umwelt, sondern fördern auch ein gesünderes Raumklima und können langfristig Kosten einsparen. Die richtige Auswahl setzt allerdings Kenntnisse über Materialien, Produktionsweisen und Zertifizierungen voraus. In den folgenden Abschnitten erfahren Sie, worauf Sie bei der Auswahl nachhaltiger Baustoffe achten sollten, wie Sie ökologische und soziale Aspekte abwägen und welche Bedeutung Innovation und Lebenszyklusbewertung für eine fundierte Entscheidung haben.

Bedeutung ökologischer Baustoffe

Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft

Ressourcenschonung steht im Zentrum der Nachhaltigkeit im Bauwesen. Häufig werden Baustoffe verwendet, deren Rohstoffe knapper werden. Nachhaltige Materialien stammen jedoch oftmals aus nachwachsenden Ressourcen oder dem Recycling-Kreislauf. Beim Einsatz recycelter Baustoffe können Abfälle minimiert und Rohstoffdepots geschont werden. Die Kreislaufwirtschaft trägt dazu bei, Baustoffe nach ihrer Nutzungsphase wieder dem Produktionsprozess zuzuführen. So werden Deponien entlastet, und die Lebensdauer von Materialien verlängert sich deutlich. Beim Einkauf sollte daher auf Produkte aus Kreislaufprozessen oder solche, die einfach recycelt werden können, geachtet werden.

Lokale Rohstoffe und kurze Transportwege

Der Transport von Baustoffen verursacht erhebliche CO₂-Emissionen, insbesondere bei schweren Materialien. Daher ist der Einsatz regionaler Rohstoffe ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit. Baustoffe aus dem unmittelbaren Umfeld reduzieren nicht nur die Emissionen, sondern stärken auch die lokale Wirtschaft und fördern traditionelle Bauweisen. Zudem können lokale Ressourcen die Anpassungsfähigkeit an regionale Klimabedingungen erhöhen. Obwohl manchmal höhere Kosten entstehen können, lohnt sich langfristig die Investition in regionale Materialien, da diese meist besser verfügbar und umweltverträglicher sind.

Energieaufwand in Produktion und Verarbeitung

Die Energie, die zur Herstellung und Verarbeitung von Baustoffen benötigt wird, ist ein wesentlicher Faktor für deren Nachhaltigkeit. Materialien wie Beton oder Stahl erfordern häufig energieintensive Produktionsprozesse, während Holz oder Lehm deutlich weniger Energie benötigen. Ein niedriger Energieaufwand bedeutet weniger Treibhausgasemissionen und macht den Baustoff ökologisch wertvoller. Gebäude, die auf Materialien mit niedrigem Energiebedarf setzen, punkten meist auch durch geringere Betriebskosten im späteren Gebrauch. Daher sollte neben Transport und Herkunft auch die Energieintensität der Produktion in die Materialwahl einfließen.

Umweltfreundlichkeit und gesundheitliche Unbedenklichkeit

Die Umweltverträglichkeit eines Baustoffs zeigt sich nicht nur im Energieverbrauch oder CO₂-Ausstoß, sondern auch in seiner Verträglichkeit für Mensch und Natur. Rohstoffe, die ohne schädliche Chemikalien und Zusatzstoffe auskommen, tragen zu einem gesunden Wohnklima bei und mindern Schadstoffemissionen in der Raumluft. Wichtig ist zudem, dass Materialien auch bei ihrer Entsorgung keine Gefahren für Mitarbeiter, Bewohner oder die Umwelt hervorrufen. Achten Sie deshalb auf Baustoffe mit Umweltlabels und prüfen Sie, ob deren Einsatz nachweislich frei von gesundheitsschädlichen Substanzen ist.

Technische Eigenschaften und Lebensdauer

Nachhaltigkeit bedeutet nicht den Verzicht auf Qualität. Innovative, ökologische Baustoffe bieten heute oft eine sehr gute Haltbarkeit und Funktionalität. Die Lebensdauer eines Materials beeinflusst maßgeblich seine Nachhaltigkeit, denn je länger ein Baustoff genutzt werden kann, desto besser ist seine Ökobilanz. Dabei gilt es, die technischen Eigenschaften wie Festigkeit, Feuchteresistenz oder Dämmfähigkeit zu berücksichtigen. Die Kombination von Langlebigkeit mit nachhaltigen Eigenschaften garantiert langlebige Gebäude und reduziert Sanierungs- und Austauschzyklen.

Umweltzertifikate und Standards erkennen

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Bekannte Umweltlabels und deren Bedeutung

Zu den bekanntesten Zertifikaten zählen das FSC- und PEFC-Siegel für Holzprodukte, das Blauer Engel-Zeichen für schadstoffarme Produkte sowie das EU Ecolabel. Diese und weitere Umweltzeichen bescheinigen ökologische Materialeigenschaften, aber ihre Anforderungen und Schwerpunkte unterscheiden sich zum Teil stark. Während einige Labels die gesamte Wertschöpfungskette betrachten, konzentrieren sich andere auf einzelne Aspekte wie den Energieverbrauch oder die Wiederverfügbarkeit der Rohstoffe. Es lohnt sich, die Kriterien der wichtigsten Siegel zu vergleichen und kritisch zu überprüfen, ob sie zum geplanten Einsatzzweck passen.
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Ökobilanz und Lebenszyklusbewertung

Die Ökobilanz – auch Life Cycle Assessment genannt – bewertet die Umweltwirkung eines Baustoffs von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung. Dabei werden Energieverbrauch, Emissionen, Wasserverbrauch und andere Umweltaspekte über die gesamte Lebensdauer berücksichtigt. Ein gutes Umweltproduktdatenblatt gibt detaillierte Informationen zu diesen Daten. Für nachhaltiges Bauen ist es essenziell, den gesamten Lebenszyklus zu betrachten, statt sich auf Einzelaspekte zu beschränken. Eine ganzheitliche Lebenszyklusanalyse hilft, unerwartete Umweltauswirkungen frühzeitig zu erkennen und gezielt gegenzusteuern.
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Transparenz und Herstellerverantwortung

Seriöse Hersteller stellen umfassende Informationen zu ihren Produkten bereit, darunter technische Datenblätter, Rohstoffherkunft und ökologische Kennzahlen. Transparenz bei der Deklaration von Inhaltsstoffen und Herstellungsprozessen ist ein wichtiger Anhaltspunkt für verantwortungsbewusste Unternehmen. Zudem fördern Hersteller, die strengere Standards als vom Gesetzgeber gefordert umsetzen, innovative und nachhaltige Lösungen. Wer offenlegt, wie es um die Nachhaltigkeit seiner Produkte steht, schafft Vertrauen und ermöglicht fundierte Entscheidungen. Für Bauherren bedeutet dies die Möglichkeit, gezielt Produkte auszuwählen, die zu ihren ökologischen und sozialen Werten passen.